Ein Netzwerk mal richtig aufmeshen

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Zugegeben, es gibt derzeit im Bereich der heimischen Netzwerke kein größeres Getöse, als das um „Mesh“. Doch auch hier versagen die Fachmagazine mal wieder auf ganzer Linie.

Als Allheilmittel gegen jedwede Netzwerkprobleme im WLAN gepriesen, gehen Mesh-System derzeit wie die berühmte warme Semmel über die Ladentheke. Durchleuchtet man die Technik etwas genauer, sind heimische Mesh-Netzwerke schnell entzaubert und der Anwender ernüchtert. Dennoch bietet ein Mesh entscheidende Vorteile.

Allerdings steht hier weniger die Performance im Vordergrund, denn die ändert sich – im Gegensatz zu den Beteuerungen der Tester – in keinster Weise: 100 MBit sind 100 MBit und da ändert auch ein Mesh nichts dran. Nur weil auf einmal „Mesh“ drauf steht, funkt ein Mesh-Knoten nach 802.11ac keinen Deut schneller als ein Nicht-Mesh-Router nach 802.11ac. Auch MU-MIMO, Tri-Band und andere z.T. wirklich nützliche Features ändern daran nichts, sind dies doch keine Mesh-spezifischen Eigenschaften, sondern einfach der Hardware geschuldet. Wer es nicht glaubt, kann sich eine Fritz!Box 7590 und einen Fritz!Repeater 3000 kaufen und einmal mit und einmal ohne Mesh messen: die Ergebnisse im Datendurchsatz sind identisch, der Satellit halbiert nach wie vor die Datenrate, solange er nicht über Ethernet angebunden ist.

Und damit dürfte auch der Ursprung der Mesh-Systeme klar sein: im professionellen Umfeld werden die WLAN-Satelliten über LAN mit der zentralen Netzkomponente – hier i.a. ein Switch – verbunden. Die Besonderheit steckt im Switch: er sorgt dafür, dass mobile Endgeräte dank diverser 802.11-Erweiterungen nahtlos von einem Satelliten zum anderen übergeben werden – je nach Empfangssituation und Auslastung. Und genau diese Kontrollfunktion des Switches zeichnet ein Mesh aus: die Clients wissen im Prinzip nicht mehr, mit welchem Satelliten sie verbunden sind und die Verwaltung der gesamten WLAN-Infrastruktur wird über den Controller abgewickelt. Ist ein Satellit defekt oder muss die Infrastruktur erweitert werden, klemmt man einfach einen neuen Satelliten an ein Ethernet-Kabel und die Arbeit des Admins ist erledigt. Der Satellit muss nicht mehr aufwändig konfiguriert werden und die Clients müssen sich nicht an dem neuen Satelliten anmelden. Auch „kleben“ die Clients nicht mehr an ihrem Satelliten, da der Controller die Übergabe steuert und den für das Gesamtnetzwerk günstigsten Satelliten für den Cleint bestimmt (was nicht immer der signalstärkste oder naheliegendste Satellit sein muss). Und Tri-Band? Tri-Band ist nichts anderes, als ein weiterer WLAN-Router im selben Gehäuse. Es wird einfach ein zusätzlicher Kanal aufgespannt, sodass der Router vereinfacht ausgedrückt nicht nur auf Kanal 1 funkt, sondern zusätzlich auf Kanal 13. Dumm nur, dass in den Mesh-Systemen der zweite Kanal ausschließlich für die Kommunikation mit dem Router/Repeater bestimmt ist. Schöner wäre es, wenn der zweite Kanal den Clients zugute käme, da die Kommunikation zwischen Router und Repeater ja eigentlich über LAN erfolgen sollte. Und genau hier setzen die Tests ein: es wird ein „Mesh-Tri-Band-System“ gegen ein „normales“ System getestet, bei dem der zweite Kanal quasi brach liegt. Somit halbiert sich nicht die Datenrate (der zweite Kanal ist ja explizit für die Router/Repeater-Kommunikation reserviert), anstatt beide Geräte physikalisch über ein Ethernet-Kabel zu koppeln.

Unter dem Strich lässt sich also festhalten, dass „Mesh“ keine Verbesserung für den Datendurchsatz bringt, dafür aber den Administrationsaufwand des Gesamtsystems reduziert. Auch profitieren die Clients vom „Roaming“, da sie nicht mehr – wie in der Vergangenheit – solange mit dem immer schlechter empfangbaren Repeater verbunden bleiben, bis sie dessen Signal verlieren und erst dann auf einen stärkeren Repeater wechseln – eine deutliche Verbesserung des Datendurchsatzes gegenüber dem status quo, aber ganz anders als es die Werbung suggeriert.

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